DIE GESCHICHTE VON EINHORN-FILM

Inoffiziell kann man sagen, dass es bereits 1985 los ging. Warum? Also: Der Bludenzer "ALPINALE-FILMFESTIVAL" Mitbegründer und Filmverrückte OTMAR RÜTZLER, sah im Februar des Jahres 1985 in BERLIN bei den FILMFESTSPIELEN den deutschen Film "DAHEIM STERBEN DIE LEUT". Bei dieser Gelegenheit lernte Otmar Rützler auch die WAF (Westallgäuer-Filmproduktion) und die beiden Regisseure KLAUS GIETINGER und LEO HIEMER kennen. Beide wurden, samt Film, von Rützler zur "ALPINALE 1985" im Sommer (August) eingeladen.

Nicht nur, dass der Film gleich von einer internationalen Jury mit dem Hauptpreis (DAS GOLDENE EINHORN) ausgezeichnet wurde, es gab auch eine dementsprechend feucht-fröhliche Siegesfeier. Im Laufe dieser trat die Frage auf, was man denn jetzt mit dem Film in Österreich machen könne? Gibt es eine Möglichkeit ihn auch hier ins Kino zu bringen? Rützler versprach, was zu unternehmen. Gesagt – getan! Er schickte die Filmkopie an die CONSTANTIN-FILM nach Wien zur Begutachtung. Von dort erhielt er bald darauf ein freundliches Schreiben, dass der Film zwar gut gefallen hätte, aber nicht ins Programm von CONSTANTIN-FILM passe.

So – Mittlerweile war er schon so gut mit KLAUS GIETINGER und LEO HIEMER befreundet, dass wieder ein paar Bier in Bludenz gekippt wurden. Nach etwas mehr als 2 Gläsern, begannen OTMAR RÜTZLERS Augen zu leuchten: "Wisst Ihr was? Ich mach’s einfach selber!"

Hätte diese Erkenntnis nicht stattgefunden, wäre es wohl nie zur Gründung von EINHORN-FILM gekommen. Deshalb bin ich noch heute Herrn ANTON LANGHAMMER und CONSTANTIN-FILM dankbar, dass er mir eigentlich zum mittlerweile sehr erfolgreichen Filmverleih verhalf. Aber der Reihe nach weiter...

Ende 1985 lernte ich (MICHAEL WIESER) OTMAR RÜTZLER kennen. Ich trug mich mit dem Gedanken, im Bludenzer Kino einen Filmclub einzurichten und brauchte dafür einen Sponsor, den ich mit der "ALPINALE" und somit RÜTZLER fand. Recht bald entwickelte sich dann bei mir die Idee, einen Filmverleih zu gründen und diese stiess natürlich auf offene Ohren. Im April 1986 legten wir los. Es gelang uns "DAHEIM STERBEN DIE LEUT" für einen WIEN-START an MICHAEL STEJSKAL’S VOTIV-KINO zu vermieten. Was uns heute noch freut: Der Film ist recht gut gelaufen!

Unsere erste Staffel bestand noch aus dem Klassiker "M – EINE STADT SUCHT EINEN MÖRDER" und drei Filmen von RAINER WERNER FASSBINDER. Schnell konnten wir zunächst Kontakt und bald darauf auch Freundschaft mit Programm-Kino-Machern wie WOLFGANG STEININGER, DIETMAR ZINGL und MICHAEL BILIC schliessen. Kurzum: Es lief recht gut an!

Im Laufe der Jahre haben wir unser FASSBINDER-PROGRAMM immer mehr ausgeweitet, sodass wir ab 1998 sein Gesamt-Werk auf 35mm anbieten konnten! Aber bis es soweit war, ist dann doch einige Zeit vergangen. 1986 sind es dann insgesamt schon 8 Filme gewesen, die wir in Österreich ins Kino brachten. 1987 waren es schon 9. Einzig erwähnenswerter war WARREN MILLER’S "STEEP AND DEEP – MOMENTE DES WAHNSINNS", der besonders in den Skigebieten hervorragende Umsätze machte. 1988 war eine kleine Sensation für uns! Mit "CLOCKWISE" und JOHN CLEESE gelang uns ein mehrwöchiger Nummer 1-Hit und auch die Wiederaufführungen von DAVID CRONENBERG’S "SCANNERS" und dem Erotik-Klassiker "JE T’AIME" waren sehr erfolgreich. Auch erste Versuche beim KINDER-FILM (mittlerweile eine Hauptschiene!) wurden unternommen. Der Erfolg mit "DIE GROSSE KÄSEVERSCHWÖRUNG" hat uns bestärkt, in dieser Richtung speziell nach geeigneten Filmen Ausschau zu halten...

Ende 1988 gab es dann den ersten tiefen Rückschlag. Der Film "SKRUPELLOS", eigentlich ein "billiger" Sex-Thriller war nur eines nicht: billig! OTMAR RÜTZLER, alleiniger Inhaber der Firma, hat mit diesem Film sehr viel Geld verloren. 1989 konnten wir keinen Film in die Kinos bringen und das einzig positive in diesem Jahr für mich, war die Geburt meiner Tochter SANDRINE.

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OTMAR RÜTZLER entschied sich bald, das Unternehmen EINHORN-FILM aufzugeben. Er und ich waren längst nicht mehr Inhaber und Geschäftsführer, sondern echte Freunde geworden. OTMAR bat mir an, die Firma, samt Namen und Filmstock zu übernehmen. Er jedenfalls wolle nicht mehr...

1990 brachte ich also erstmals als alleiniger Inhaber und Geschäftsführer 5 Filme in die Kinos. Allesamt waren es Flops, aber da ich recht vorsichtig an die Sache herangegangen war und noch dazu den Verleih nur nebenbei betrieben hatte, konnte ich das Jahr trotzdem positiv abschliessen. 1991 waren es dann schon 14 Filme, wobei "FRED FEUERSTEIN LEBT GEFÄHRLICH" die Kassen klingeln liess! 1992 veranstaltete ich zusammen mit dem FILMCASINO in WIEN eine grosse FASSBINDER-Retrospektive, die auch in den anderen Bundesländern sehr gut lief. Weiters begann ich, erste MONTY PYTHON-Klassiker zu kaufen und hatte plötzlich 29 Filme gestartet. Darunter war auch "DAS KLEINE GESPENST". Wenngleich ich diesen Film nur wegen der Kinder in den Ansichtsvorführungen gekauft hatte, sollte er bis 1999 der grösste Erfolg meiner Firma bleiben. Ich entschied mich endgültig, nur noch für EINHORN-FILM da zu sein und schupfe den Laden seit August 1992 hauptberuflich.

1993 "eskalierte" die phantastische Zusammenarbeit mit dem FILMVERLAG DER AUTOREN, in dem ich das gesamte Repertoire für Österreich übernahm. Auch FILMWELT hatte sich von seinem bisherigen Partner getrennt und wollte ihr Programm von EINHORN-FILM auswerten lassen. Deshalb wurden es 56 (!) Filme die EINHORN-FILM 1993 startete. Es waren keine aussergewöhnlichen Hits, aber zum grossen Teil Repertoire-Klassiker, die auch noch heute gerne eingesetzt werden.

1994 begann unsere Zusammenarbeit mit JUGENDFILM und die endgültige Spezialisierung auf den GUTEN KINDERFILM. Auch wieder 45 Filme!

1995 hat sich der Filmoutput auf "normale" 22 eingependelt, wobei vor allem die WA von "TOM & JERRY" nicht nur ein grosser Erfolg wurde, sondern auch ein Ärgernis für denjenigen Kollegen, der den Film vorher abgelehnt hatte.

Auch 1996 sorgte EINHORN-FILM für Gesprächsstoff. Der Film "KONDOM DES GRAUENS" wurde zwar von einer der beiden damaligen grossen Kinoketten boykottiert, trotzdem wurde er – verhältnismässig – ein grösserer Erfolg als in Deutschland! Filme wie "MICHEL IN DER SUPPENSCHÜSSEL" und "EIN RUCKSACK VOLLER LÜGEN" trugen, mit insgesamt 11 Releases, ihren Teil zu einem äusserst erfolgreichen Geschäftsjahr bei.

1997 erfüllte ich mir einen Traum, indem ich EDGAR WALLACE-Klassiker, denen ich 10 Jahre hinterher war, endlich wieder ins Kino bringen konnte. Das dazugehörige Festival lief jedenfalls besser, als so mancher geglaubt hat. Von den 35 Filmen, waren immerhin so erfolgreiche wie "GEH‘, WOHIN DEIN HERZ DICH TRÄGT", "DIE BIENE MAJA" und "LIEBESFLÜSTERN" dabei. Auch die in jedem Belang als Totalkatastrophe anzusehende Fortsetzung von "9 ½ WOCHEN" sollte erwähnt werden. Alles in allem aber wieder ein ordentlicher Gewinn am Ende des Geschäftsjahres.

1998 stellte alles bisher dagewesene in den Schatten: "MICHEL 2" sorgte schon im Jänner für volle Kassen. Und "BLACK FLAMINGOS" lief zumindest im Osten Österreichs so erfolgreich, dass ein Ende erst durch einen leider zu früh erfolgten TV-Termin gegeben war. Im Dezember schickte ich noch den verschmähten (und wie sich bald herausstellte auch verkannten!) Film "BROMBEERZEIT" ins Weihnachtsrennen. Er machte nicht nur 1998 gute Kasse, sondern war auch ein nahtloser Übergang ins endgültige Rekordjahr 1999!

Es folgte, auf Wunsch der Produktion, die Übernahme der Auswertung von "DIE 3 POSTRÄUBER". Der nächste Film war "PIPPI LANGSTRUMPF", der mit nur 6 Kopien über 30.000 Besucher bis Ende des Jahres erreichen wird. Mitte 99 startete "VERY BAD THINGS" mit über 50 Kopien und 60.000 Besuchern. Mit "STAR FORCE SOLDIER", "DICH KRIEGEN WIR AUCH NOCH" und "DIE HÄUPTER MEINER LIEBEN" starteten 3 Filme von HIGHLIGHT-Film überaus erfolgreich, sodass wir unseren Umsatz Vervierfachen konnten!

HIGHLIGHT-FILM ist somit einer unserer Exclusiv-Partner ab dem Jahr 2000. Mit ein Grund, äusserst positiv in die Zukunft von EINHORN-FILM zu blicken.

Eines bin ich dem geschätzten Leser vielleicht noch schuldig: Warum EINHORN-FILM? Ganz einfach, das EINHORN ist das Wappentier der Stadt Bludenz. Mancher nicht-Bludenzer könnte zwar angesichts unserer wunderbaren MILKA-SCHOKOLADE eine Kuh vermuten, aber auch das herrliche BIER der Brauerei FOHRENBURG wird von diesem Fabeltier geziert.

Fazit: Aus Bludenz kommt nicht nur wunderbare Schokolade und herrliches Bier, sondern besondere Filme von einem kleinen, aber feinen Verleih, der hiermit den Sprung vom Kleinbetrieb zum Mittelbetrieb wagen möchte.

BLUDENZ, im Dezember 1999