"REQUIEM FOR A DREAM"
("Requiem for a Dream")

   

REGIE: Darren Aronofsky
BUCH: Hubert Selby Jr., Darren Aronofsky
KAMERA: Matthew Libatique
SCHNITT: Jay Ribinowitz?
MUSIK: Clint Mansell
PRODUKTION: Artisan
DARSTELLER: Ellen Burstyn, Jared Leto, Jennifer Connelly, Marlon Wayans, Christopher McDonald

USA 2000, 101 Minuten, Farbe, 35mm, OV 
GENRE: Drama
START: 05.10.2001

Ein Requiem ist eine Totenmesse. So steht's im Lexikon geschrieben. Und so bedeutet auch der Titel dieses Films nichts Gutes: Requiem for a Dream, eine Totenmesse für einen Traum, ein Traum wird begraben.

"Requiem for a Dream" ist ein Drogenfilm. Aber nicht ein positiver Drogenfilm, wie wir ihn erst kürzlich mit "Traffic" im Kino gesehen haben, sondern ein Film von der harten Sorte. Dem Zuschauer bleibt nichts erspart. Er sieht Sachen, die er gar nicht sehen will. Das ist mit Sicherheit auch das Wichtigste, das der Kinogeher wissen muss.

Aber der Reihe nach: Harry Goldfarb (JARED LETO) ist ein Bursche anfangs der Zwanziger und schon von Zuhause ausgezogen. Besuche zu Hause bei seiner Mutter Sara (ELLEN BURSTYN) sind selten und wenn, dann enden sie meist damit, dass er ihr liebstes Möbel (den Fernseher) am Ende des Besuchs mitnimmt, um ihn beim Pfandleiher in Geld zu verwandeln. Geld, das er braucht, um sich und seinen Freunden Tyron (MARLON WAYANS) und Marion (JENNIFER CONNELLY) Drogen zu besorgen. Eines Tages aber beschliessen Harry und Tyrone selber auf den fahrenden Zug aufzuspringen und Dealer zu werden. Etwa zur gleichen Zeit beginnt Harrys Mutter Abmagerungspillen zu nehmen, denn ihr sehnsüchtigster Traum - im Fernsehen aufzutreten, um aus der Anonymität des Mietshauses herauszuragen - scheint in Erfüllung zu gehen und sie will dort mit ihrem speziellen roten Kleid auftreten.

Der Film selber ist in drei Kapitel aufgeteilt: Sommer, Herbst und Winter. Und wie es die Kapitel schon erwarten lassen, so entwickelt sich auch die Handlung. Von einer positiven Entwicklung im Sommer ist im Herbst schon nicht mehr so viel zu sehen, im Winter dann gar nichts mehr. Das Ganze ist dann nur mehr kalt und hoffnungslos.

Kalt ist eigentlich aber fast der ganze Film, denn es gibt nur 2 Szenen (von denen eine wiederholt wird), die satte Farben zeigen. Und beide Szenen spielen im ersten Kapitel. Der Rest des Films ist hauptsächlich düster und zeigt die Härte des Drogenlebens und wie unmöglich bzw. schwer es ist, der nach unten ziehenden Spirale zu entkommen.

Eine andere Eigenheit dieses Films sind die vielen und schnellen Schnitte. Manche davon schauen aus, als ob sie direkt von "Snatch" kommen würden, andere erinnern, ebenso wie so manche Kameraeinstellung, mehr an Aronofsky's letzten Film: "PI".

Ein weiteres Lob gebührt den Schauspielern, allen voran mit Sicherheit Ellen Burstyn, die für ihre Leistung in diesem Film Oscar-Nominiert war (beste weibliche Hauptrolle). Aber auch Jared Leto, Marlon Wayans und Jennifer Connelly spielen brillant und der Zuseher ist jederzeit in der Lage, sich in jeden der vier Charaktere hineinzufühlen.

Was den Film noch mehr aufwertet ist die brillante Musikuntermalung, die zur Gänze vom Chronos Quartet besorgt wird. Selten hat es ein Streicherquartett besser geschafft, die Stimmung eines Filmes einzufangen.

So ist "Requiem for a Dream" ein Film, der zwar jedem ans Herz gelegt werden muss, wobei die Kinobesucher allerdings vorgewarnt werden müssen, dass sie für 100 Minuten alles andere als leichte Kost serviert bekommen werden. Selten haben so viele Leute so spät noch (ca. 10 Minuten vor Ende) den Saal verlassen, weil die brutale (weil wahre) Härte zu viel wurde. Wer den Film allerdings durchsteht, wird betroffen den Kinosaal verlassen.

(Rezession mit hoffentlich freundlicher Genehmigung von www.cinemascope.at)