"ICH HABE EUCH NICHT VERGESSEN"
("I have never forgotten you: The Life and Legacy of Simon Wiesenthal")

   

REGIE: Richard Trank
BUCH: Marvin Hier, Richard Trank
KAMERA: Jeff Victor
SCHNITT: Inbal B. Lessner
MUSIK: Lee Holdrige
PRODUKTION: Moriah Films
DARSTELLER: Simon Wiesenthal, Ben Kingsley, Frederick Forsythe, Nicole Kidman (Iris Berben)

USA 2007, 105 Minuten, Farbe, 35mm, DF + OMU
GENRE: Biographie / Geschichte / Drama
START: 28.03.2008

"Ich habe euch nicht vergessen" zeichnet ein umfassendes Bild von Leben und Werk des Humanisten Simon Wiesenthal. Der gebürtige ukrainische Jude überlebte den Holocaust, in den Konzentrationslagern kamen jedoch 89 Verwandte um. Nach dem Krieg widmet er sich dem Aufspüren von Nazi-Kriegsverbrechern und trug einen wesentlichen Beitrag zur Strafverfolgung von über 1.100 ebensolchen bei. Er war auch einer der ersten, die auf die Verfolgung von Homosexuellen, Sinti und Roma und anderer Minderheiten durch die Nationalsozialisten hinwies. Doch seine Erfolge waren nicht bei allen gerne gesehen – und vor allem in Österreich, wo Wiesenthal bis zu seinem Tod 2005 lebte und wirkte – machte er sich Feinde...

„Wenn wir nach dem Tod mit all denjenigen zusammentreffen, die in den Konzentrationslagern umgekommen sind und sie mich fragen: Was hast du nach dem Krieg gemacht? - so kann ich sagen: Ich habe euch nicht vergessen!“

Richard Tranks Film ist nicht nur als Dokumentation über einen der engagiertesten Humanisten nach dem zweiten Weltkrieg wichtig, sondern bildet auch vor allem im letzten Drittel ein Stück Österreichische Realität ab. Wiesenthal wird bei einer Fernsehshow des ORF im Jahr 1988 von jemandem aus dem Publikum als „Mörder“ bezeichnet, ein Jahrzehnt zuvor legte er sich mit Bundeskanzler Bruno Kreisky an, weil er beweisen konnte, dass der damalige FPÖ Parteivorsitzende Friedrich Peter im zweiten Weltkrieg an Massenvernichtungen teilgenommen hat. Als wiederum die NS-Vergangenheit Kurt Waldheims bekannt wurde, distanzierte sich Wiesenthal von der Hexenjagd auf den österreichischen Bundespräsidenten. Wiesenthals Credo, man könne erst jemanden anklagen, wenn man Beweise für dessen Taten habe, verhallte zu jener Zeit ungehört...

"Ich habe euch nicht vergessen" schildert in zahlreichen Archivaufnahmen ein bewegtes Leben und gibt so einen detaillierten Einblick in Wiesenthals Leben und Wirken. Er berichtet von seiner Kindheit in einem ukrainischen Dorf und über seine Internierung in verschiedenen Konzentrationslagern. Und er zeigt Erfolge im Eichmann-Prozess und bei der Verfolgung zahlreicher anderer Nazi-Verbrecher, wie auch Misserfolge, etwa bei der Verfolgung des Lagerarztes von Auschwitz, Josef Mengele.

Neben Wiesenthals Arbeit wirft Tranks Dokumentation aber auch einen Blick auf seine Familie und zeigt den „Rechercheur“ - wie sich Wiesentahl immer selbst bezeichnete – im Kreise seiner Lieben. So gestalten sich die 105 Minuten Laufzeit vor allem abwechslungsreich und nicht langweilig. Sogar Filmausschnitte – beispielsweise aus "Recht, nicht Rache" aus dem Jahr 1989, in dem Sir Ben Kingsley Simon Wiesentahl verkörpert, werden gezeigt. In Interviews kommen Wegbegleiter, Familienmitglieder, Mitarbeiter und nicht zuletzt Simon Wiesenthal selbst zu Wort.

Im Original fungiert Nicole Kidman als Erzählerin, in der deutschen Synchronfassung übernimmt Schauspielerin Iris Berben diese Rolle. "Ich habe euch nicht vergessen" ist eine zutiefst berührende Dokumentation, eine Würdigung eines Humanisten, ein wichtiger Beitrag zur Zeitgeschichte und einmal mehr ein Beweis dafür, dass wir nicht vergessen dürfen!