"ALS DAS MEER VERSCHWAND"
("In my Father's Den")
REGIE: Brad McGann
BUCH: Maurice Gee, Brad McGann
KAMERA: Stuart Dryburgh
SCHNITT: Chris Plummer
MUSIK: Simon Boswell
PRODUKTION: IFMD, Little Bird, The, Film Coy
DARSTELLER: Matthew Macfadyen, Miranda Otto, Emily Barclay, Colin Moy, Jimmy
Keen
NEUSEELAND/GB 2004, 128 Minuten, Farbe, 35mm, DF + OMU
GENRE: Thriller / Drama
START: 01.06.2007
Eigentlich hatte er seine Vergangenheit hinter sich gelassen. Doch der Tod
seines Vaters führt den ausgebrannten und desillusionierten Kriegsfotografen
Paul (MATTHEW MACFADYEN) wieder zurück in seinen Heimatort – ein kleines Nest in
der Einöde Neuseelands. Sowohl sein Bruder Andrew (COLIN MOY) als auch seine
Jugendliebe Jackie (JODIE RIMMER) empfangen ihn nicht gerade mit offenen Armen.
Zuviel ist passiert damals, als Paul vor siebzehn Jahren nach dem Tod seiner
Mutter Hals über Kopf seiner Heimat den Rücken gekehrt hat. Langsam freundet
sich Paul mit Celia (EMILY BARCLAY) an, der 16jährigen Tochter seiner Exfreundin
Jackie. Dem ambitionierten, aufgeweckten und intelligenten Mädchen ist die Welt
hier in Neuseeland längst zu klein geworden, und es träumt von einer Karriere
als Schriftstellerin in Europa. Zusammen mit Paul sitzt Celia oft in der Hütte
von Pauls Vater – einem verborgenen Zufluchtsort, an dem sich die beiden
Seelenverwandten in Ruhe langen Gesprächen und ihren Träumen von der Welt da
draussen widmen. Die Beziehung zwischen dem Mädchen und ihrem väterlichen Freund
wird tiefer und intensiver, aber Celia bemerkt kaum, dass der verschlossene Paul
ein dunkles Geheimnis hat.
Misstrauisch beobachten Andrew, Jackie und die anderen Dorfbewohner diese
aussergewöhnliche Freundschaft. Und als Celia eines Tages spurlos verschwindet,
wird Paul mit Verdächtigungen, Anfeindungen und offener Gewalt konfrontiert. Und
er muss schmerzhaft erfahren, dass das Verschwinden des Mädchens auf
schreckliche Weise mit dem tragischen Familiengeheimnis verknüpft ist, das er
seit siebzehn Jahren hütet…
Seine Heimkehr wird zu einer Reise in seine Vergangenheit. Der Tod seines Vaters
ist für Paul Prior (MATTHEW MACFADYEN), einen ausgebrannten und
desillusionierten,
Kriegsfotografen, der Anlass, nach siebzehn Jahren wieder in sein Heimatdorf in
Neuseeland zurück zu kehren. Langsam tastet sich Paul wieder in dem Städtchen am
Ende der Welt vor. Die Strassen, die Kirche, das Haus, in dem er aufwuchs und
dass er so Hals über Kopf verliess – alles ruft Erinnerungen wach. Seine
Schwägerin Penny (MIRANDA OTTO), freut sich über Pauls Besuch, sein Bruder
Andrew (COLIN MOY) allerdings ist eher verärgert darüber, dass Paul zur
Beerdigung ihres Vaters zu spät kommt.
In Gedanken versunken streift Paul durch sein leer stehendes Elternhaus, durch
den Garten – und durch das Refugium seines Vaters: eine im Geräteschuppen
verborgene Hütte mit Regalen voller Bücher, Platten und Weinflaschen. Der
Zufluchtsort seines alten Herren vor dessen puritanischer Frau. Zufällig hatte
Paul als Kind die Hütte seines Vaters entdeckt, und er musste ihm versprechen,
nie jemandem davon zu erzählen. Dieser stille Ort sollte ihnen beiden
vorbehalten bleiben – zum Lesen, Nachdenken, Musik hören und Geniessen. Die
Erinnerungen versetzen Paul Stiche ins Herz. Aus seiner geplanten Stippvisite
wird mehr: Paul beschliesst, bis auf weiteres in Neuseeland zu bleiben. Später
beim Aufräumen bemerkt er, dass noch jemand von der geheimen Hütte seines Vaters
weiss: Die 16jährige Celia (EMILY BARCLAY) nutzt das Versteck, um Musik zu
hören, Kurzgeschichten zu schreiben und sich in eine andere, bessere Welt zu
träumen. Ihr grösster Wunsch ist es, aus diesem gottverlassenen Winkel der Welt
zu fliehen – Celia träumt von einem Leben als Schriftstellerin oder Journalistin
in Europa. Zunächst ist Paul verärgert über den ungebetenen Gast. Er schickt
Celia nach Hause – und ahnt nicht, dass sie die Tochter von Jackie (JODIE RIMMER)
, seiner ersten grossen Liebe ist.
Während sich Paul in seinem Elternhaus einrichtet, immer mehr Menschen aus
seiner Vergangenheit begegnet und in Vorträgen von seinen schmerzhaften
Erlebnissen als Kriegsberichterstatter erzählt, forscht Celia in seiner
Vergangenheit. Das Mädchen ist fasziniert von dem erfahrenen, melancholischen
Mann, der es geschafft hat, dem bürgerlichen Mief, der Enge und der
Perspektivlosigkeit des Dorfes zu entkommen, um seinen Platz in der Welt zu
finden. Sie liest von gefährlichen Einsätzen in Krisengebieten auf aller Welt,
von sensationellen Fotos, von Preisen und Auszeichnungen – aber warum Paul
damals seine Heimat eigentlich Hals über Kopf verlassen hat, bleibt ein
Geheimnis. In der Zwischenzeit räumt Paul immer weiter in seinem Leben auf. Er
verschenkt sogar seine Kamera an seinen Neffen Jonathan (JIMMY KEEN), der trotz
Proteste seiner Eltern das Geschenk begeistert annimmt und gleich auf einen
Fotostreifzug geht. Er beobachtet und fotografiert Celia heimlich bei einem
Date. Als Andrew, Jonathans Vater, die Fotos des halbnackten Mädchens findet,
weist er seinen Sohn streng zurecht und konfisziert die Bilder. Auch Paul taucht
immer tiefer in seine Vergangenheit ein. Er trifft sich mit Jackie und stellt
fest, dass seine erste Freundin die Mutter jenes Mädchens ist, das er in der
Hütte seines Vaters erwischt hat. Jackie betreibt die Metzgerei ihres
verstorbenen Mannes weiter. Dem ersten vorsichtigen Herantasten der beiden
folgen unbequeme, schweigsame Momente. Das Wiedersehen weckt bei Paul und Jackie
gleichermassen schöne und schmerzhafte Erinnerungen. Bemerkenswerter für Paul
ist jedoch ein weiteres Zusammentreffen mit der kecken, neugierigen Celia. In
Paul keimt ein Verdacht auf: Könnte es sein, dass Celia seine Tochter ist?
Diese Vermutung verstärkt sich durch ein Foto das er unter den
Zeitungsausschnitten findet, die sein Vater in all den Jahren über ihn gesammelt
hat,.Das Bild zeigt ein Baby im Arm einer Frau und einiges deutet darauf hin,
dass es der Arm seiner damaligen Freundin ist. Paul will es genau wissen, doch
Jackie reagiert kühl und abweisend auf Pauls Mutmassungen. Die Suche nach einer
Antwort auf seine Fragen ergibt nicht viel mehr, als dass in Celias
Geburtsurkunde der Name des leiblichen Vaters gestrichen wurde.
Mittlerweile hat sich Paul in seinem Heimatdorf wieder häuslich eingerichtet. Er
hat sogar auf Wunsch seiner ehemaligen Schuldirektorin einen Job als Lehrer
angenommen und unterrichtet Journalismus in der Klasse von Celia. Zwischen ihm
und dem Mädchen entwickelt sich eine ungewöhnliche, aber tiefe Freundschaft.
Celia kann das unreife Verhalten ihrer Altersgenossen kaum ertragen – sie
dürstet nach Erfahrungen und sucht immer öfter Zuflucht bei Paul. Beinahe
täglich treffen sie sich in der Hütte seines Vaters, und Celia erzählt in langen
Gesprächen von ihrer Sehnsucht nach der Welt, von ihren Träumen und Ambitionen
als Autorin. Paul unterstützt und ermutigt sie, ihre Ziele nicht aus den Augen
zu verlieren und ihren Weg zu finden. Er ist so mit Celia beschäftigt, dass er
nicht bemerkt, wie die Fassade seiner eigenen Familie bröckelt: Andrew weist
seine Frau Penny immer häufiger zurück, und als Penny in einer Mappe ihres
Mannes Fotos von der halbnackten Celia entdeckt, bahnt sich eine Katastrophe an…
Die Freundschaft von Paul und Celia wird von allen im Dorf mit zunehmendem
Misstrauen beobachtet. Weder Jackie, die ihren Exfreund und ihre Tochter in der
Hütte von Pauls Vater überrascht, noch Andrew und Jonathan sind erfreut über
diese ebenso tiefe wie ungewöhnliche Beziehung. Paul fühlt sich mehr und mehr
für Celia verantwortlich. Als sie eines Tages mit verweinten Augen und mit
Blutergüssen im Gesicht bei ihm auftaucht, stellt er ihren Stiefvater zur Rede –
mit dem Ergebnis, dass er brutal verprügelt wird. Nicht zuletzt die
eifersüchtige Jackie und der misstrauische Andrew sorgen dafür, dass sich Paul
und Celia nicht mehr sehen dürfen. Aber trotz aller Verbote, Vorurteile und
Warnungen treffen sich die beiden weiter im Schutz der Hütte. Als Celia eines
Tages plötzlich spurlos verschwindet, stellt die Polizei sofort Untersuchungen
an. Eine ihrer ersten Spuren führt zu Paul. Der gibt allerdings zu Protokoll,
dass er keine Ahnung habe, wo sich das Mädchen aufhält. Er glaube, sie habe das
Dorf verlassen, um nach Spanien zu reisen. Dass Paul selbst der fernwehgeplagten
Celia am Morgen ihres Verschwindens ein Flugticket nach Spanien geschenkt hat,
verschweigt er dem Beamten.
Als Jackie in Celias Zimmer einen gepackten Koffer und den Reisepass ihrer
Tochter findet, wird die Freundschaft von Paul und dem jungen Mädchen unter den
argwöhnischen Dorfbewohnern endgültig zum Tagesgespräch. Für die Polizei wird
Paul vom Zeugen zum Hauptverdächtigen. Er wird verhört, sein Haus wird
untersucht, Drohungen werden ausgesprochen, ein Streit zwischen Paul und seinem
Bruder Andrew eskaliert und reisst alte Wunden aus der Vergangenheit auf. Auch
Penny und Jonathan wenden sich von Paul ab. Und Celias Stiefvater wird sogar
wieder gewalttätig: Nachdem er Paul erneut verprügelt hat, durchsucht und
verwüstet er die versteckte Hütte – ohne Ergebnis. Trotz der Gewalt, der
Verdächtigungen und offenen Anfeindungen, trotz aller Zweifel an sich selbst und
an seiner Beziehung zu Celia: Paul hat keine Ahnung, was mit dem Mädchen
geschehen ist. Doch als er sich ein letztes Mal mit seinem Bruder am Fluss
trifft, kommt endlich die ganze, schmerzhafte Wahrheit ans Licht. Und als das
Schweigen gebrochen wird und sich das schreckliche Geheimnis um Celias
Verschwinden lüftet, muss sich Paul auch jener Tragödie aus seiner Vergangenheit
stellen, wegen der er vor siebzehn Jahren seine Heimat verliess…